NORWEGEN - 14.09. - 20.09.2023
14.09. - 15.09.2023
Unsere Reise nach Skandinavien startet; heute fahren wir von Hannover bis nach Hirtshals ganz im Norden von Dänemark. Um 20 Uhr legt dort die Fähre ab, welche uns über Nacht nach Bergen bringen wird. Ein Blick auf Google Maps versetzt uns in einen kleinen Schockzustand - berechnete Fahrzeit wird mit 12 Stunden angegeben. Es sind doch „nur“ 700km - was ist da los? Der ADAC-Staumelder gibt keine weiteren größeren Hindernisse an. Wir starten also gegen 9 Uhr und hoffen, dass sich Google mal vertan hat. Auch im Verkehrsfunk wird nichts weiter vermeldet und der Verkehr rollt. Also sind wir guter Dinge, kommen an Hamburg gut vorbei und auch durch den Elbtunnel gut durch und passieren hinter Flensburg die deutsche Grenze. Die Strecke durch Dänemark zieht sich wie ein Kaugummi, aber wir stehen gegen 17 Uhr an der Fjordline-Ferry und warten auf die Einschiffung. Um uns herum stehen viele deutsche Fahrzeuge - meist Kleinbusse mit Gruppen von Männern. Wer den Rolli kennt, dem ist schnell klar, dass es nicht lange dauert und erste Kontakte geknüpft sind. Die unzähligen Trupps sind alle zum Angeln unterwegs, bestens ausgestattet und hoffen auf einen reichen Fang in den norwegischen Fjorden. Die Einschiffung verläuft schnell und effizient, sobald die Fähre angelandet ist, rollen die Fahrzeuge aus dem Bauch des Schiffes und wir fahren hinein. Nun schnell die Sachen geschnappt und die Kabine bezogen; Suite 9302 ist unsere Herberge für eine Nacht und bietet ausreichend Platz, eine kostenlose Minibar und herrliche Aussicht. Das Wetter ist leider etwas getrübt, aber es wird eh schnell dunkel. Pünktlich um 20 Uhr legen wir ab und wir begeben uns ins Buffetrestaurant, wo wir ein Dinner vorgebucht haben. Die Auswahl ist reichhaltig und ausgesprochen lecker, Getränke sind zum Essen inklusive. Der Wein ist allerdings kein wirklich guter und so trinken wir zum Essen Carlsberg-Pils. Anschließend schlendern wir noch etwas durch den Duty Free; die Fähre ist wirklich nach unserem Geschmack und für eine Fähre deutlich über unseren Erwartungen. Disco und Livemusik brauchen wir heute nicht mehr, wir sind von der Fahrt doch müde und so gehen wir gegen 22 Uhr in unsere Kabine und wenig später ins Bett. Die Nacht ist etwas schaukelig, jedoch schlafen wir ganz gut. Um 5:30 Uhr ist die Nacht allerdings mit der Durchsage des baldigen Anlandens in Stavanger beendet. Einige Mitreisende steigen hier aus, dann geht es weiter nach Bergen - berechnete Ankunftszeit ist gegen 12:30 Uhr angekündigt. Um 10 Uhr müssen die Kabinen geräumt werden. Zum Glück werden die Autodecks für eine halbe Stunde geöffnet, so dass wir unser Gepäck schnell wieder verstauen können. Die restliche Zeit verbringen wir auf dem Außendeck, lassen uns den Wind um die Nase wehen und sind fasziniert von der Fahrt durch die Schären in den norwegischen Fjorden - erinnert ein wenig an den St. Lorenz Strom in Canada oder aber auch an den Marlborough-Sound in Neuseeland. Wir erreichen Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt, pünktlich um 12:30 Uhr und auch hier geht das Ausschiffen flott und effizient. Da wir nichts zu verzollen haben, fahren wir aus dem Hafen in die Stadt und parken unser Auto im Parkhaus gegenüber von unserem Hotel. Wir können sofort einchecken und bringen unser Gepäck in die 11. Etage des Scandic Ornen-Hotels. Hier erwartet uns nichts besonderes, das Zimmer ist sauber und die Betten erweisen sich später als bequem. Wir haben nur einen Nachmittag Zeit für Bergen und so gehen wir in das fußläufig nahegelegene Zentrum. Wir besichtigen den alten Stadtteil Bryggen, probieren die überall angepriesenen Skillingsbolle (Zimtschnecken), welche wirklich sehr lecker sind und schlendern durch den Hafen und die Fischhalle. Diese ist vergleichbar mit der Markthalle in Hannover, unzählige Stände mit frischem Fisch sorgen für Speichelfluss in unseren Mündern. Wir entscheiden uns für Krabbenbrötchen take away, da uns die unzähligen Tages-Kreuzfahrt-Touristen ziemlich auf den Sender gehen und ein Blick zum Himmel verrät, dass sich hier bald die Schleusen öffnen werden. Und kaum sind wir wieder zurück im Hotel fängt es an zu regnen und sollte auch nicht mehr aufhören. So beenden wir den Tag gemütlich im Hotelzimmer und sind gespannt auf unsere bevorstehende Weiterreise durch Norwegen. 16.09.2023
Die Nacht in Bergen war okay, das Hotel bot keine Überraschungen aber auch keine Enttäuschungen. Das Frühstücksbuffet am Morgen war reichhaltig und von guter Qualität, jedoch stellen wir immer wieder fest, dass wir eigentlich so keine richtigen Hotelurlauber sind. Und so freuen wir uns auf die kommenden Tage mit unterschiedlichen Unterkünften der Selbstversorgung. Heute starten wir gegen 9 Uhr unsere Tour, es ist ein Samstag und wenig Verkehr. Daher finden wir auch schnell die richtige Abfahrt hinaus aus der Stadt. Es ist wolkig und frisch, im Auto kann uns das aber nichts anhaben. Zugegeben, für manche Aussichtspunkte hätten wir uns besseres Wetter gewünscht. Ziel der heutigen Fahrt ist der kleine Ort Hellesylt, das Navi sagt 350 km und ca. 7 Stunden Fahrt voraus. Grund dafür ist zum einen die Geschwindigkeitsbeschränkung von meist 80 km/h und die zahlreichen Kurven, Brücken, Tunnel und Fährfahrten. Was man sofort feststellt ist die sagenhaft gut ausgebaute Infrastruktur - die Strassen sind allesamt in einem top Zustand, die unzähligen Tunnel und Brücken sind der Wahnsinn. Da können sich die deutschen Planer und Strassenbauer aber mal so richtig was abschauen. Weiterhin fällt auf, dass schätzungsweise jedes zweite Fahrzeug elektrisch fährt und wirklich die Hälfte davon Teslas sind. An jeder Ecke sind E-Lade-Stationen; Elektromobilität wird hier also ganz groß geschrieben. Wir geniessen trotz des usseligem Wetters die Fahrt, wir passieren malerische Landschaften - sowohl Fjorde als auch Bergpässe sind dabei. Und wir erreichen Hellesylt gegen 15:45 Uhr - leider bei Regen. Wir entscheiden, schnell etwas zum Abendessen einzukaufen und gehen anschließend in ein wirklich süßes Café, welches wohl Treffpunkt der kleinen Gemeinde ist. Leckeren Kaffee und Kuchen sowie selbstgemachtes Eis lassen wir uns schmecken und saugen die relaxte Atmosphäre der Einheimischen auf. Mehr hat das Örtchen wohl auch nicht zu bieten. Für uns ist es ja auch lediglich der Ausgangspunkt für einen Höhepunkt auf unserer Reise. Um 18:30 Uhr fahren wir mit der letzten Fähre in den Geirangerfjord mit dem Tagesziel Geiranger - hier haben wir für 2 Nächte ein Cottage direkt am Fjord gebucht. Glücklicherweise hört gegen 18 Uhr auch der Regen auf, so dass wir die Fahrt auf Deck geniessen können. Unser Auto ist das einzige auf der Fähre sowie ein Bus mit Asiaten, welche wild durcheinander schnattern. Aber die Fahrt in den Fjord ist sagenhaft, steile Berge links und rechts, spektakuläre Wasserfälle und sogar die Sonne kommt wieder etwas raus. Wir sind wirklich glücklich und dankbar für dieses Erlebnis. Um 19:30 Uhr erreichen wir Geiranger und schnell sind wir von der Fähre runter und fahren zu unserer Unterkunft. Ein niedliches kleines Cottage direkt am Fjord, liebevoll eingerichtet mit allem was man braucht. Schnell also das Auto entladen, eingerichtet und ein Abendbrot zubereitet. Wir sitzen in unsere dicken Jacken eingemummelt noch einige Zeit mit einem Glas Wein auf der Terrasse, geniessen die Stille und die Dunkelheit und sind gespannt auf die kommenden Tage. Irgendwann wird es dann aber doch zu kalt und wir verkriechen uns in unsere Betten; zum Glück haben wir unsere Heizdecken dabei, so wird uns schnell wieder warm und wir schlummern glücklich und zufrieden ein, während Regen auf das Dach des Cottage prasselt. 17.09.2023
Ein neuer Tag - früh werden wir wach, haben aber sehr gut geschlafen. Ein Blick nach draußen verspricht einen super sonnigen Tag, die Spitzen der Berge leuchten rot und lassen den Sonnenaufgang erahnen. Nicht eine Wolke ist am Himmel und wir kochen uns einen heißen Kaffee und setzen uns in warmen Sachen auf die Terrasse - 3 Grad zeigt das Thermometer. Aber der Sonnenaufgang und die ersten Bilder am frühen Morgen in dem fantastischen Licht entschädigen eigentlich für alles. Eine heiße Dusche und ein leckeres Frühstück mit dem Blick auf den Fjord lassen uns wohlgelaunt in den Tag starten. Glücklicherweise legt heute kein Kreuzfahrtschiff in Geiranger an; es fluten also keine Touristenströme den kleinen beschaulichen Ort. Unser Plan für heute beginnt mit einem Besuch im Fjordland-Museum - ein Informationszentrum über die westnorwegische Fjordlandschaft und deren Bewohner damals wie heute sowie über die Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Dann beginnt das eigentliche Abenteuer - die Fahrt hoch auf den Dalsnibba. Der Dalsnibba ist ein 1476m hoher Berggipfel südlich von Geiranger und ist die höchste mit dem Auto erreichbare Fjordaussicht Europas. Bei dem Kaiserwetter haben wir von dort die perfekte Aussicht auf Geiranger und den Geirangerfjord. Nur der Skywalk kostet mich Überwindung, geht es doch unter dem Gitterboden und dem Geländer aus Glas 500 m steil nach unten. Die Straße zum Dalsnibba hoch ist abenteuerlich, unzählige Serpentinen und ungefähr 10% Steigung erfordern schon fahrerisches Können, was aber für Rolli kein Problem ist. Schließlich hat er mich schon auf den Mauna Kea auf Hawaii und über den Swartberg-Pass in Südafrika chauffiert. Die Aussicht von dort oben auch auf die umliegenden Gletscher ist wirklich atemberaubend und wir freuen uns, dass uns dieses Erlebnis vergönnt ist. In dem Café auf dem Gipfel kaufen wir uns noch eine frischgebackene Skillingsbolle - diese schmeckt uns noch besser als in Bergen und ist noch warm. Der Kaffee dazu braucht nicht erwähnt zu werden. Die Abfahrt geht natürlich deutlich schneller und wir schlendern noch ein wenig durch den kleinen Ortskern von Geiranger, kaufen einige kleine Andenken und genießen die Nachmittagssonne auf der Terrasse von unserem Cottage - jetzt kommen sogar die kurzen Hosen zum Einsatz. Kaum ist die Sonne aber hinter den Bergen verschwunden, wird es schnell richtig frisch und wir kleiden uns wieder in wärmere Sachen. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen und können uns garnicht satt sehen an der Schönheit der Natur und des Geirangerfjordes. Morgen, wenn „Mein Schiff 3“ hier einläuft, werden wir Geiranger verlassen und uns unserer nächsten Etappe widmen - wir erklimmen den Trollstigen und fahren über die Atlantikstrasse nach Kristiansund. 18.09.2023
Wieder haben wir gut geschlafen und sind etwas traurig, hier in diesem wunderschönen Cottage am Geirangerfjord nur 2 Nächte verbracht zu haben. Heute geht es weiter und es warten sicher noch schöne Erlebnisse auf uns, aber gern wären wir noch ein wenig länger hier geblieben. Am Morgen beobachten wir mit einer Tasse heissen Kaffee in der Hand die Einfahrt der „Mein Schiff 3“ von unserer Terrasse aus. Fast geräuschlos schiebt sich das Schiff Meter um Meter durch den Fjord in Richtung Geiranger. Die Passagiere stehen auf dem Oberdeck bzw. auf ihren Balkonen und verfolgen die Einfahrt. Um diese Uhrzeit ist es allerdings noch fast dunkel und die Wettervorhersage für heute nicht mehr ganz so gut wie am gestrigen Tag. Daher bleibt den Passagieren die spektakuläre Kulisse leider etwas verborgen. Der kleine Ort selbst wird heute sicher überrannt; vielleicht ist es ganz gut, dass wir unsere Reise heute fortsetzen. Ca. 350km Fahrt liegen vor uns und unser heutiges Tagesziel heißt Kristiansund. Nach dem Frühstück verstauen wir schnell unsere Habseligkeiten im Auto, cleanen das Cottage, entsorgen den Müll und da wir früh dran sind, werfen wir den Schlüssel in die dafür vorgesehene Schlüsselbox. Gleich zu Fahrtbeginn haben wir eines von mehreren Highlights des Tages vor uns - ein Blick vom Ørnesvingen am Ørnevegen (Adlerkehre auf der Adlerstrasse) auf den Geirangerfjord… Über elf schmale Haarnadelkurven schlängelt sich die Adlerstrasse dabei vom Geirangerfjord bis auf 620 Meter Höhe nach oben und ist mit einer Steigung von bis zu 10% nicht nur im Winter eine Herausforderung. 1995 wurde diese Strassenverbindung eröffnet und erst seitdem hat das kleine Örtchen Geiranger eine ganzjährige Strassenverbindung. Im Winter dient die Strasse im Übrigen auch als Teststrecke für die Reifenhersteller der Autoindustrie. Die Aussicht von hier oben ist spektakulär und wir hadern etwas mit uns, nicht noch am gestrigen Nachmittag hier gewesen zu sein. Zum einen sind die Busladungen mit den Kreuzfahrtpassagieren etwas nervig, zum anderen ist das Wetter eben heute leider nicht mehr so schön. Naja, egal, wir können es nicht mehr ändern und geniessen dennoch die Aussicht auf den Fjord mit den Wasserfällen der Sieben Schwestern, den Ort Geiranger und die Dalsnibba, welche ja gestern unser Ziel war. Weiter geht es zum Trollstigen, eine beeindruckende Passstrasse, die sich über steile Berghänge hinunter ins Tal windet. Die Strecke ist 11 Kilometer lang und überbrückt 838 Höhenmeter - teilweise einspurig und Anhalten ist strengstens untersagt. Bei stürmischen Böen und Regen erreichen wir den Gipfelparkplatz und wollen uns von der Aussichtsplattform die Serpentinen hinab ins Tal anschauen, welche nun vor uns liegen. Aufgrund des Wetters und der schwierigen Pfade zur Plattform entscheidet Rolli, im Auto auf mich zu warten. Ich nehme den Weg in Angriff und fliege fast weg, so stürmt es mittlerweile. Regen prasselt mir ins Gesicht und die Wolken hängen entsprechend tief. Schnell ein paar Fotos gemacht und zurück ins warme Auto… bei schönem Wetter muss es einfach traumhaft hier sein, uns war es leider nicht vergönnt. Die Abfahrt lässt mich manchmal die Luft anhalten und meine Hände werden etwas schwitzig; klar, warum diese Strasse ab Herbst gesperrt ist. Rolli meistert auch diese Strasse perfekt und als wir fast unten sind, sehen wir einen schönen Regenbogen vor uns - manchmal können Minuten alles verändern. Während ich vom Trollstigen nahezu nur Bilder im Regen machen konnte, zeigt sich jetzt den Besuchern der Plattform ein ganz anderes Bild und der Himmel reist auf. Weiter geht es für uns bei zunehmend schönerem Wetter Richtung Kristiansund, wir setzen zwei mal mit der Fähre über und steuern in Richtung Atlantikstrasse. Sie wird als eine der schönsten Strassen der Welt beschrieben, ist 8274 Meter lang und wurde 1989 fertiggestellt. In Norwegen wurde sie zum Bauwerk das Jahrhunderts gekürt. Sie liegt zwischen Molde und Kristiansund und wir geniessen bei inzwischen angenehmen 20 Grad und Sonne die Fahrt entlang am Atlantik. Wie ein Meereswurm schlängelt sich die Strasse mit acht zum Teil spektakulären Brücken über kleine Inseln wieder zum Festland. Bei tosender See muss es schaurig schön sein, aber ich hab auch nichts gegen den blauen Himmel und das glitzernde Wasser einzuwenden. Und zum Ende unserer Tagesetappe erwartet uns ein weiteres bauliches Meisterwerk - der Atlantiktunnel. Der Tunnel ist ca. 5700 Meter lang und es geht gefühlt eine kleine Ewigkeit bergab. Unser Navi zeigt uns an der tiefsten Stelle des Tunnels an, dass wir uns 250 Meter unter dem Meeresspiegel befinden. Ein wenig mulmig wird einem bei der Vorstellung schon… So was muss man erst einmal bauen können und scheinbar können die Norweger das - Respekt und wir sind wirklich beeindruckt. Der Tunnel ist im Übrigen nicht mal mautpflichtig, aber das nur am Rande… Wir erreichen Kristiansund und finden schnell auch unsere Herberge für die Nacht; ein Penthouse inmitten der Innenstadt mit herrlicher Dachterrasse und Blick auf den Hafen. Wir packen schnell aus und bummeln anschließend in der Abenddämmerung durch den kleinen Ort, kaufen noch etwas für das Abendessen ein und lassen den aufregenden Tag mit einem leckeren Essen und einem Glas Rotwein ausklingen. 19.09.2023
Heute geht es weiter auf unserer Reise - Ziel der Etappe ist die Stadt Trondheim in Mittelnorwegen und nach Oslo und Bergen die drittgrösste Stadt des Landes. Hier wollen wir für 2 Tage Station machen und haben einen Bungalow direkt am Trondheim-Fjord angemietet. Soweit der Plan - es sollte alles anders kommen… Wir haben ausgesprochen gut in unserer wunderschönen Unterkunft in Kristiansund geschlafen und erleben von der Dachterrasse einen schönen Sonnenaufgang. Da unsere heutige Etappe mit ca. 220 km nahezu ein Katzensprung ist, lassen wir es gemütlich angehen und frühstücken in aller Ruhe. Unsere Sachen sind schnell im Auto verstaut und wir verlassen Kristiansund gegen 11 Uhr. Der Himmel zieht sich immer mehr zu, über uns werden die Wolken immer dunkler und alsbald öffnen sich alle Schleusen. Es regnet und regnet und regnet und laut Wetterbericht soll dies auch so bleiben. Während der gesamten Fahrt als auch bei den Fährpassagen ist nicht ein Moment dabei, wo es nicht nass von oben ist - so ein Mist. Je näher wir Trondheim kommen, umso frustrierter sind wir. Als wir die Unterkunft erreichen, stellen wir zunächst fest, dass diese unmittelbar unterhalb einer starkbefahrenen Hauptstrasse liegt. Wir parken unser Auto und besichtigen zunächst den Bungalow. Die Wolken hängen so tief, dass vom Fjord fast nichts zu sehen sondern nur schemenhaft zu erahnen ist. Und der Bungalow selbst ist etwas enttäuschend. Sollte es jetzt wirklich wie vorhergesagt dauerhaft regnen, bietet diese Unterkunft nichts Gemütliches zum Chillen. Und der Weg vom Auto hinunter zum Bungalow ist die reinste Matschpiste. Mal eben so die Koffer runterrollen, kann man vergessen. Und Rolli mit seiner lädierten Hüfte muss aufpassen, hier auch ohne Gepäck nicht zu Fall zu kommen. Wir sind in vielerlei Hinsicht frustriert. Wer uns kennt, der weiß allerdings, dass wir immer gut organisiert neue und schnelle Entscheidungen treffen. Wir loggen uns schnell ins Internet ein, checken die Wettervorhersage und die weitere Fahrtroute. Nächstes Ziel auf unserer Reise ist Östersund in Schweden; die dort gebuchte Unterkunft ist allerdings erst ab kommender Nacht frei. Wir kontaktieren die Vermieter mit der Anfrage, ob wir einen Tag früher als geplant anreisen können. Und wenig später haben wir deren Zusage. Nun bleibt nur noch die Frage: wo verbringen wir diese Nacht? Das wir hier in dem Bungalow nicht bleiben wollen, ist für uns beide klar. Auf dem Weg nach Östersund ist eigentlich nichts als Wald - bis auf den kleinen Ort Åre - bekannt für Ski alpin aus dem Weltcupzirkus und Schwedens populärster Wintersportort. Und die Entfernung ist für uns heute auch noch machbar; weitere ca. 170km in 2,5 Stunden. Also schnell etwas Passendes gesucht und gebucht und irgendwie freuen wir uns, diesen kleinen Skiort mal kennenzulernen. Åre liegt am Fuß des 1420 Meter hohen Berges Åreskutan; ca. 100 Pisten auf 91 km Pistenvergnügen mit 44 Liftanlagen stehen Wintersportlern zur Verfügung - damit ist das Skigebiet das Größte der nordischen Länder. Wir starten also durch nach Schweden und kämpfen uns durch den Berufsverkehr von Trondheim. Nebenbei informiere ich den Vermieter über unsere Abreise und deren Gründe; er ist verständnisvoll und bietet uns einen Discount für eine nächste Buchung an, Rückerstattung ist leider nicht möglich und haben wir auch nicht erwartet. Zwischendurch bekomme ist immer wieder Mails mit der Buchungsbestätigung und weiteren Anfragen der Agentur aus Åre - in schwedisch. Leider gehört diese Sprache nicht ansatzweise zu meinem Sprachenportfolio, so dass ich die ankommenden Mails immer erst einmal kopiere und in den Google-Übersetzer einfüge, um zu verstehen, was die Damen und Herren aus Åre uns mitteilen wollen. So geht es um die Zugangsdaten zum Appartement, die Frage nach Wäschepaketen und deren Preise, die Frage nach einer Parkplatzreservierung und der Hinweis auf die in Schweden gängige Park-App. Irgendwann raucht mir der Kopf und wir stoppen an einem kleinen Supermarkt für einige Einkäufe, etwas frische Luft und einen Kaffee. Auf der Weiterfahrt installiere ich die Park-App, reserviere also den Parkplatz für die kommende Nacht und erbitte zwei Wäschepakete. Wie gut, dass man in Skandinavien wie schon letztes Jahr auch auf Island fast überall 5G hat - selbst im tiefsten Wald. Wir passieren die Grenze von Norwegen nach Schweden und zumindest der Regen hört jetzt endlich auf. Als ich gerade die Kreditkartendaten in der Park-App hinterlege, sagt Rolli auf einmal: schau mal! In diesem Moment läuft ein Rentier vor uns über die Strasse und auf der anderen Seite wieder in den Wald. Na toll, durch dieses ganze Hin und Her habe ich es zwar gesehen, aber nur noch ein unscharfes Bild machen können… Wir erreichen Åre so gegen 17:00 Uhr und es dämmert schon. Schnell finden wir das Haus, wo wir das Appartement angemietet haben. Man gut, dass wir einen Parkplatz reserviert haben - unser Audi steht auf diesem ganz allein. Selbst in dem 8-geschossigen Haus sind wir die einzigen Mieter und wahrscheinlich auch die einzigen Touristen in dem ganzen Ort. Hier ist absolute Vorsaison und der Ort ist noch im Schlafmodus. Soll uns egal sein; das Appartement ist schön und sauber. Das gebuchte Wäschepaket können wir allerdings nicht finden und kostet uns einen Anruf bei der Agentur. Als auch das geklärt ist, beziehen wir schnell die Betten. Die Bettenkonstellation ist allerdings eine Katastrophe - das Appartement ist für 8 Personen ausgelegt, zwei Schlafzimmer mit jeweils 4 Betten, ein Schlafzimmer gar ohne Fenster und die Betten nicht besser als Feldbetten. Eine Nacht sollte gehen… Wir bereiten uns ein leckeres Abendessen zu, lassen uns einen Rotwein schmecken und schauen noch etwas fern. Morgen geht es dann weiter nach Östersund - ein Katzensprung von ca. 100km. Dort verbringen wir weitere 3 Tage und die Erlebnisse teilen wir in dem Kapitel „Schweden“. |
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